Am nächsten Morgen sind wir um 3 Uhr hellwach. Es ist weder hell draußen noch hat der Starbucks gegenüber um diese Zeit bereits geöffnet, also dösen wir noch eine Weile vor uns hin, bis es Tag wird in LA. Mit dem ersten Caffè Latte schicken wir gegen 7 Uhr virtuelle Grüße nach Deutschland. Ich kann es mir nicht verkneifen, bei Facebook die Statusmeldung „Frühstück in LA!“ zu posten und mit Genugtuung ein paar neidische Kommentare zu ernten. Da ist der Jetlag fast vergessen.
Am Strand von Malibu herrscht gähnende Leere. Auf der Seebrücke haben sich ein paar Angler postiert, weiter hinten reiten Surfer elegant auf den Wellen. Wir laufen barfuß durch den Sand, lassen uns den Pazifik-Wind um die Nase wehen und genießen die milde Morgensonne auf der Haut. Von Baywatch-Babes gibt es hier keine Spur, stattdessen beobachten wir den Flug der Pelikane und Kinder in Neoprenanzügen bei ihrem Surfkurs. Beherzt stürzen sie sich in die Fluten und nehmen lässig die nächste Welle. Andere versuchen sich in diesem Alter gerade mal daran, im beheizten Chlorwasser des Hallenbads nicht unterzugehen. Ich denke kurz an meine Seepferdchen-Prüfung im Schwimmbad Ellerbek im Sommer 1987 zurück und stelle mir vor, ebenfalls ein Brett zu besteigen und vor den Augen des durchtrainierten Surflehrers eins zu werden mit der perfekten Welle. In Wirklichkeit würde ich mich wahrscheinlich mehr unter Wasser als auf dem Board aufhalten und nach einer halben Stunde gedemütigt und derangiert wieder an Land krabbeln. Es kann leider nicht jeder am Malibu Beach aufwachsen.
Der Weg zurück zum Auto führt uns vorbei an beeindruckenden Strandresidenzen mit den herrlichsten Terrassen und 180°-Meerblick. Irritierend ist nur, dass auf der Rückseite dieser schmucken Villen der 4- bis 6-spurige Pacific Coast Highway verläuft. Und zwar direkt vor dem Garagentor. Für mehr war zwischen Santa Monica Mountains und Pazifik kein Platz.
Mit der Mittagssonne erreichen wir den berühmten Santa Monica Pier. Im Gegensatz zu Malibu gibt es hier Touristen, Karussells und Souvenirs en masse. Die Silhouette des Riesenrads aus einigen hundert Metern Entfernung ist für mich die schönste Perspektive dieser Sehenswürdigkeit. Nächstes Ziel ist die Shoppingmeile 3rd street nördlich des Piers, wichtigster Anlaufpunkt: Abercrombie & Fitch. Auch wenn in Hamburg jeder Zweite mit dem Elch auf der Brust herumläuft und die Klamotten in wenigen Monaten an der Alster ebenfalls zu haben sein werden, tragen wir glücklich zwei gefüllte Tüten zum Auto, die markante Duftnote weht hinter uns her. Denn nichts ist weicher als ein Pulli von A & F.
Die Strecke nach Long Beach zieht sich länger als gedacht, doch unsere Geduld wird belohnt. Nicht unbedingt durch die Queen Mary 1, die hier als Hotelschiff vor Anker liegt und für 25 USD besichtigt werden kann. Wir betrachten sie kostenlos vom Yachthafen aus und werden sogleich magisch angezogen vom Yard House, auf dessen Terrasse bereits die Sundowner-Gemeinde versammelt ist. Zu dem einzigartigen Onion Ring Tower genießen wir Mango Mojito & The World’s Largest Selection of Draft Beer. Den Sonnenuntergang mit Hafenkulisse gibt es zum Hauptgericht gratis dazu.